Sport Galliger Frust

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Mannheim. Groß war die Enttäuschung bei den Rhein-Neckar-Löwen nach dem Achtelfinal-Aus am Donnerstagabend gegen den THW Kiel. Nicht die Löwen, sondern der THW zieht nach dem 26:24 weiter und trifft im Champions-League-Viertelfinale auf den FC Barcelona.

1358 Kilometer nach Brest. 1141 Kilometer nach Kielce. 1135 Kilometer nach Szeged. 1773 Kilometer nach Skopje. 1083 Kilometer nach Kristianstad. 897 Kilometer nach Zagreb. 847 Kilometer nach Lasko. Und wieder retour. Das alles war im Grunde umsonst. Nach der aufwendigen Gruppenphase hieß es gleich nach dem ersten K.o.-Spiel: Endstation. Durch die Niederlagen in den letzten zwei Gruppenspielen vergaben die Löwen eine bessere Platzierung und mussten sofort gegen den THW ran, der im Rückspiel wesentlich besser, selbstbewusster war als vor einer Woche. „In Kiel hatten wir die Chance, die Enttäuschung ist riesengroß“, sagte Teamchef Oliver Roggisch und spielte auf den Sechs-Tore-Vorsprung an, den die Löwen in der Sparkassen-Arena hergaben. „Wir haben gekämpft bis zum Gehtnichtmehr“, meinte Trainer Nikolaj Jacobsen. Aber das reichte nicht, weil der deutsche Meister am Ende zu viele kleine Fehler beging, Kiel seine Routine und Cleverness ausspielte. Die Frage, warum diese große Löwen-Mannschaft keine großen K.o.-Spiele gewinnen kann, wurde wieder auf das Tapet gebracht. „Ich denke manchmal, wir sind ein Haufen Loser“, sagte Kim Ekdahl du Rietz spontan nach der Partie. Es ist zu erahnen, wie viel Frust in dem Satz steckt. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre, diese bitteren Niederlagen: Im Achtelfinale vergangenes Jahr schieden die Löwen in Zagreb aus, beim Final Four in Hamburg 2016 und 2017 verspielten sie gegen die SG Flensburg-Handewitt eine Führung in den letzten Minuten. „Ich bin trotzdem stolz auf die Mannschaft, sie hat Herz und Kampf gezeigt“, meinte Kapitän Andy Schmid. Der Regisseur kam nicht zum Zug, er warf nur ein Siebenmetertor, versuchte es am Ende mit der Brechstange. „Die haben ja auch verworfen, im Nachgang ärgert nun jeder kleine Fehler. Vielleicht ist es gut so, dass wir am Samstag gleich wieder spielen müssen. Im Moment ist es noch schwierig, aber es wird uns gelingen, den Schalter wieder umzulegen“, erklärte Rechtsaußen Patrick Groetzki. Heute (19 Uhr, SAP-Arena) heißt SC DHfK Leipzig der Gegner, nächstes Wochenende steigt das Final Four. Ärgerlich: Torhüter Andreas Palicka zog sich einen Muskelfaserriss zu und fällt vier bis fünf Wochen aus. „Zwei Chancen auf den Titel haben wir noch. Die Chance in der Meisterschaft wollen wir so lange wie möglich wahren“, sagte Jacobsen. Einen Tag traurig sein, dann wieder Kopf hoch – so soll es sein. Eine Videoanalyse, viel mehr ging gestern nicht. Der THW Kiel scheint nach diesem Coup bereit, in der Endphase der Saison in allen Wettbewerben ein Wörtchen mitzureden. „Ich finde, bis auf die Gruppenspiele in der Champions League haben wir es sowieso gut gemacht im neuen Jahr“, sagte der überragende Torhüter Niklas Landin. Auch Patrick Wiencek glaubt, dass der Sieg Rückenwind gibt. Die junge Mannschaft ist im Kommen. In der Gruppenphase konnte der THW den FC Barcelona nicht bezwingen. Die Vorzeichen sind seit Donnerstag anders.

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