Rheinpfalz Ausgeknipst

So lange man sich im Freibad nur selbst knipst, ist alles kein Problem. Doch wenn andere mit abgelichtet werden, kann das deren
So lange man sich im Freibad nur selbst knipst, ist alles kein Problem. Doch wenn andere mit abgelichtet werden, kann das deren Persönlichkeitsrecht verletzen. Also Vorsicht.

Immer mehr Freibäder erlassen Film- und Fotografierverbote, einige verbieten Smartphones gleich ganz. Übertrieben? Keineswegs.

Wer im hessischen Offenbach ins Waldschwimmbad will, erhält eine Eintrittskarte. Die ermöglicht den eigenen Badespaß. Dazu gibt es einen „Camsticker“, der auf die Fotolinse des Handys geklebt werden muss. Der ermöglicht den ungetrübten Badespaß der anderen. Weil so – theoretisch – weder Richards haariger Rücken noch Brigittes unvorteilhafter Bikini noch Paulchens nackter Popo auf elektronischen Geräten oder gar im Internet landen können. Andere Freibäder wie das Salinental in Bad Kreuznach verbieten Film und Foto-Aufnahmen ausdrücklich. Wieder andere wie in Karlsruhe lassen laut Badeordnung Smartphones nur bis zum Kleiderspind. Überall verschärfen Bäderbetreiber die Regeln für die Nutzung der technischen Alleskönner. Man könnte das für übertrieben halten. Aber das ist es nicht. Schließlich geht hier um nicht weniger als ein Grundrecht, um die „informationelle Selbstbestimmung“, um das Recht am eigenen Bild. Heißt: Keiner soll mich knipsen dürfen, ohne dass ich zustimme. Das gilt für den heimischen Garten ebenso wie für einen öffentlichen Ort wie ein Freibad, an dem man sich für gewöhnlich freizügiger und ungezwungener präsentiert als in der Fußgängerzone. Im lichten Freizeittreiben unbewusst abgelichtet werden zu können, und sei es nur als Beifang oder aus Versehen, bereitet vielen Menschen Unbehagen. Noch unangenehmer ist der Gedanke, Kinder und Jugendliche könnten zum ungewollten Foto-Objekt werden. Natürlich nutzen die allermeisten die Aufnahmefunktionen ihres Smartphones fürs private Erinnern, nicht fürs Spannen. Zudem geht es der Mehrheit weniger ums Fotografieren, sondern darum, erreichbar und online zu sein. So weit, so harmlos. Während aber die technischen Möglichkeiten zunehmen, hinkt der bewusste Umgang damit gewaltig hinterher. Da werden bedenkenlos nicht nur Clique oder Enkel digitalisiert, sondern auch, wer sich nebenan genüsslich räkelt – und unversehens auf Facebook landet. Deutliche Hinweise und Aufkleber sind ein probates Mittel, hier für Klarheit zu sorgen. Und wenn alles nichts hilft, könnte es Smartphones gehen wie Hunden: Wir müssen leider draußen bleiben.

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