Sport 111 Gründe, die Adler zu lieben

Eine Liebeserklärung.
Eine Liebeserklärung.

Das Eishockey in der Hochburg Mannheim geht dieses Jahr bereits in seine 80. Saison. Kaum ein anderer Klub in Deutschland ist so sehr mit seiner Stadt, seiner Region und seinen Fans verwurzelt wie die Adler Mannheim, vormals MERC. Während es für manche Anhänger einfach ein Hobby ist, ihre Helden auf Kufen in der Arena anzufeuern, sprechen nicht wenige Fans der Blau-Weiß-Roten ganz offen von Liebe. Aber gibt es das wirklich? Kann zwischen einem Fan und seinem Sportverein tatsächlich so etwas wie Liebe bestehen? Buchautor Christian Rotter meint ja – und hat sogar „111 Gründe, die Adler Mannheim zu lieben“ gefunden. Auf mehr als 400 Seiten schildert der Sportredakteur des „Mannheimer Morgen“, was die Faszination dieses Eishockey-Clubs, der erst als MERC, dann als die Adler in der Quadratestadt für Furore sorgte, ausmacht. Bei der „Liebeserklärung an den großartigsten Eishockeyclub der Welt“, wie es im Untertitel des Buches aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag heißt, werden sich die Fans oft mit einem Schmunzeln zurückerinnern, aber sich auch bei der einen oder anderen kuriosen Geschichte verwundert die Augen reiben. Denn: Der 40-jährige Rotter zeichnet ein unglaublich vielschichtiges Porträt des Traditionsvereins. Neben den Anfängen des Mannheimer Eis- und Rollschuhclubs erfährt der Leser ebenso Erhellendes über die vielen Erfolge und auch Dramen, die sich hier abspielten. Stéphane Richer und Harold Kreis kommen ebenso ausführlich zu Wort wie MERC-Legende Werner „Patschek“ Lorenz, der auch für Schwartenmagen und ’ne Flasche Bier alles für sein Team gab. Rotter stöberte selbst nur schwer auffindbare ehemalige Akteure wie den US-Amerikaner Dave Silk, der 1980 in Lake Placid mit einer College-Auswahl Olympiasieger wurde und von 1986 bis 1989 für den MERC stürmte, oder den ersten Mannheimer Meistertrainer Heinz Weisenbach auf. Natürlich dürfen auch die „Retter“ Dietmar und Daniel Hopp im Buch ebenso wenig fehlen wie die treuesten Fans. So erfährt man etwa, wie die Setzers und Bauers nicht nur am Kassenhäusel, sondern auch in den Wohnungen der Spieler für Ordnung sorgten und welche Rolle Kunststoffblöcke eines Ludwigshafener Weltkonzerns für die einzigartige Atmosphäre im alten Friedrichspark-Eisstadion gespielt haben. Warum Bill Stewart ein Hotelzimmer frisch tapezierte, um den Trainerjob in Mannheim zu bekommen, wird ebenso durchleuchtet wie persönliche Schicksale: Dabei berührt die Schilderung von Stürmer Rob Cimetta über seine dramatische Flucht aus dem Südturm des World Trade Centers am 11. September 2001 genauso wie der von Rotter richtig getroffene Ton in den Erinnerungen an den viel zu früh verstorbenen Torwart Robert Müller. Auf Fotos verzichtet das mit 9,99 Euro sehr günstige Werk gänzlich. Rotter lässt im Kopf des Lesers dafür aber jede Menge Bilder entstehen. Das muss wirklich Liebe sein ...

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